Der Jägerverein Schwarzenburg installierte am 03. Mai 2025 auf einem der gefährlichsten Strassenabschnitte der Region mit einer Länge von 1,6 km zwischen Schwarzenburg und Guggisberg einen besonderen Duftzaun, um Wildtiere und Menschen vor Unfällen zu schützen. Christoph Küng, Präsident des Vereins informierte vor Ort.

Jedes Jahr werden allein im Kanton Bern 4’000 bis 5’000 Wildtiere Opfer von Kollisionen im Strassenverkehr und werden dabei verletzt oder getötet. Trotz einer detaillierten Fallwild-Statistik mit Zahlen der Wildhut, Kantonspolizei, Tiefbauamt oder auch der Bahnbetriebe, muss mit einer zusätzlichen Dunkelziffer gerechnet werden, weil nicht alle Unfälle mit Wildtieren gemeldet werden.

Verschiedene Massnahmen wie Signalisationen, Geschwindigkeitsbeschränkungen oder Bewegungssensoren kombiniert mit Lichtsignalen dienen dazu, an Unfallschwerpunkten auf die Verkehrsteilnehmenden einzuwirken und diese zu warnen. Im Projekt in Schwarzenburg geht es nun darum, zudem auf die Wildtiere Einfluss zu nehmen.

Die rund 40 Hegerinnen und Heger des Jägervereins Schwarzenburg haben am Samstagmorgen ehrenamtlich einen doppelreihigen, so genannten «Duftzaun» entlang der viel befahrenen Kantonsstrasse durch den zentralen Dorfwald vorbereitet und installiert. Er soll Wildtiere durch den für sie unangenehmen Geruch vom Überqueren der Strasse abhalten, bzw. sie vorgängig verunsichern und verzögern. Als Mensch riecht man die Duftstoffe nicht, auch vorbeigehende Hunde haben an diesem Tag nicht reagiert.

Die Planung des Projekts dauerte mit den vielen Beteiligten rund zwei Jahre, die Kosten von rund 4’000 CHF für das Material übernimmt der Kanton Bern, der auch die Verantwortung für die Strassen und Wildtiere trägt. Dank der Unterstützung durch das zuständige Strasseninspektorat, die Dorfburgerkorporation Schwarzenburg (Grundeigentümer / Waldbesitzer) sowie der örtlichen Wildhut konnte die lokale Jägerschaft den Duftzaun nun bauen.

Der Duftzaun besteht aus rund 600 Holzpfosten, welche rund alle 7,5 Meter versetzt, eingeschlagen werden. Dadurch entsteht auf beiden Seiten der Strasse ein «Doppelzaun». Die Pfosten sind mit vorbereiteten Bechern aus Drahtgeflecht bestückt. Darin befindet sich ein spezieller Hartschaumstoff, der – ähnlich wie Bauschaum – in die Gitterhalterungen eingesprüht wird. Durch die UV-Strahlung öffnen sich im Schaum feine Poren, die synthetische Duftstoffe von Beutegreifern wie Wolf, Luchs, Bär und Mensch frei geben. Die Dimensionen und der Perimeter sind grösser, damit die Installationen die Wartung der Kantonsstrasse nicht beeinträchtigen (z.B. Mäharbeiten). Die Hegenden haben zudem bewusst darauf verzichtet, die Konstruktionen auf Ästen zu montieren, damit der Wald nicht tangiert wird.

Christoph Küng, Präsident des Jägervereins Schwarzenburg, erklärte den geladenen Gästen: «Dieser Duftzaun ist bezüglich systematischer Anwendung und Dimension ein Novum. Die extreme Frequenz der Strassenbenutzerinnen und Strassenbenutzer im Arbeitsalltag, Tourismus und Zubringerverkehr führt zu einem grossen Gefahrenpotenzial für Wildtiere – und dies rund um die Uhr, mit hoher Geschwindigkeit. Wir sind hier in einer Region, die viele Unfälle auf der Kantonsstrasse verzeichnet».

Er betont, dass es keine einmalige Hegeaktion ist, sondern eine nachhaltige und aufwändige Aufgabe. Nebst der Installation des Duftzaunes, fordert der ganzjährige, regelmässige Unterhalt, namentlich das Nachimpfen des Duftstoffs (mind. zweimal pro Jahr), ein grosses Engagement der Jägerschaft, auch zu Gunsten der Fahrerinnen und Fahrer. Die Bevölkerung als zusätzliche Nutzer des Waldes wird gezielt an mehreren Orten durch Plakate über das realisierte Projekt informiert.

Verbunden mit der Hoffnung, die Zahl der Verkehrsopfer aber natürlich auch die Gefahren und Schäden der Verkehrsteilnehmenden zu reduzieren, wird sich in den nächsten Jahren zeigen, ob dieser Pilotversuch auf andere Strecken in der Gemeinde oder im Kanton Bern ausgeweitet werden kann.

v.l. Christoph Küng, Präsident des Jägervereins Schwarzenburg – Yves Portmann, Wildhüter für die Gemeinden Guggisberg, Riggisberg, Rüeggisberg, Rüschegg und Schwarzenburg – Daniel Ammon, Mitglied der Hegekommission und Leiter der Arbeitsgruppe Unfall- und Wildschadenverhütung – Johannes von Grünigen, Präsident der kantonalen Hegekommission