Das Nachsuchewesen ist Dienst am Wild und Dienst an der Jagd. Schweissarbeit setzt Wissen und Erfahrung voraus. Um Beides muss sich ein NASU-Gespann intensiv bemühen. Die Ausbildungstage sind dabei eine wichtige Plattform für die Mitglieder der BEJV NASU-Organisation. Für diesen Auftrag wurden im ersten Halbjahr 2024 zwei NASU-Ausbildungstage, mit unterschiedlichen Schwerpunkten, durchgeführt.

Ziel dieser Ausbildungstage ist es insbesondere, neben der eigentlichen Ausbildung, den rein fachlichen Aspekten, die gute Zusammenarbeit zwischen der BEJV NASU, mit dem Jagdinspektorat und der Wildhut weiter zu fördern und auszubauen.

Für die Anlässe konnten drei renommierte NASU Vollblut Profis, mit tausenden von Nachsuchen in ihrer Vita, aus dem deutschsprachigen Raum engagiert werden.

Erster Ausbildungstag 22.03.2024 – Meiringen

Der erste der beiden Ausbildungstage wurde am 23.März 2024 in Meiringen durchgeführt.
In diesem Jahr trafen sich die NASU-Organisatoren, ca. 70 NASU-Führer und Vertreter der Wildhut in Meiringen.

Die Schwerpunktthemen waren an diesem Tag:

  • die gesetzlichen Vorgaben für Nachsuchen auf Schwarzwild,
  • Informationen zum und aus dem Schwarzwildgatter in Elgg
  • Tatort Anschuss (wann und wie zum Anschuss, Untersuchung Anschuss, Pirschzeichen, deren Interpretation und die Bedeutung für die Nachsuche)
  • sowie die Umsetzung der Theorie in die Praxis, Anschüsse im Feld untersuchen, Einsatz von Hilfsmitteln, Demonstration von Schuss, Energie/Wirkung und das Abfangen

Eröffnet wurde der Ausbildungstag vom NASU-Chef, Heinz Trutmann, mit Informationen zum NASU-Jahr 2023.

Kurt Schweizer (WH) orientierte die NASU-Führer über die gesetzlichen Vorgaben bei Nachsuchen auf Schwarzwild.

Andrea Metzger informierte dann auch gleich über das Schwarzwildgewöhnungsgatter Elgg, in welchem Hundeführer mit ihren Hunden unter fachkundiger Begleitung den zielgerichteten Umgang mit Schwarzwild in genau abgesteckten Ausbildungsschritten erlernen.

Für den Tatort Anschuss und den Praxisteil übernahmen nun Tino Schenk und Andrea Metzger.

Tino Schenk, Jäger, langjähriger Nachsuchen Führer, ehem. REGA-Rettungssanitäter und Andrea Metzger, Jägerin, Nachsuchen Führerin, Hundeführerin auf Bewegungsjagden, vermittelten ihr fundiertes Wissen von allem, was mit Nachsuchen zusammenhängt, und brachten ihre jahrelange Erfahrung aus der Praxis näher.

Beide haben sich dem Erfahrungs- und Wissensaustausch unter NASU-Interessierten verschrieben und pflegen auch regelmässigen Kontakt zu Nachsuche-Stationen im In- und Ausland.

Im ersten Theorieteil – vor dem Schuss, wurden die Schussbedingungen wie Standort, Schussfeld, Zustand des Wildes und die Schussabgabe thematisiert.

Der zweite Theorieteil – Tatort Anschuss, umfasste folgende Themen:

  • Wie & Wann zum Anschuss
  • Untersuchung des Anschusses
  • Pirschzeichen, deren Interpretation
  • Bedeutung für die Nachsuche
  • Anatomie des Schalenwildes
  • Nachsuche Hund und Wundfährte, Hunderassen
  • Verkehrsunfälle
  • Warum «Nachsuche» niemals eine «Nachtsuche» sein darf
  • Ausrüstung

Mit sehr anschaulichem Bild- und Filmmaterial wurden hier Nachsuche-Merkmale und Richtwerte, wie Zeichnen des Wildes, Standzeiten etc. für alle erdenklichen Anschüsse abgegeben.

Tino Schenk schloss seinen Vortrag mit dem treffenden Satz:
Zum Nachsuche-Führer gehört: Passion, Passion und nochmals Passion. Wer nicht bereit ist, seine ganze Körperkraft, seinen Willen, ja seine Gesundheit einzusetzen und wer nicht aus Liebe zur Sache bereit ist, dies aufzubringen, der lasse die Finger vom langen Riemen!

Nach der geballten Theorie, durch einen Aser gestärkt, begaben sich alle Teilnehmer ins Feld, um den praktischen Teil unter der Leitung von Andrea Metzger beizuwohnen.

Die Schwerpunkte waren hier – Umsetzung der Theorie in die Praxis

  • Anschüsse im Feld untersuchen
  • Einsatz von Hilfsmitteln
  • Demonstrationen: Schuss, Energie und Wirkung, Abfangen

Besonders eindrücklich waren dabei die Geschosswirkung, nicht nur am Wildkörper – dies wurde auch simuliert, sondern auch der nachgestellte Fangschuss mit zwei unterschiedlichen Waffenarten auf ein identisches Objekt.

Simulation Fangschuss mit Revolver Kaliber .357 Magnum

Simulation Fangschuss mit Gewehr Kaliber .308

Zweiter Ausbildungstag 22.06.2024 – Ins

Der Vertreter des Jagdinspektorats in der BEJV-Jagdhundekommission, Yves Portmann und der Chef NASU, Heinz Trutmann entwickelten die Idee einer gemeinsamen Ausbildung, um die Zusammenarbeit und den Austausch zwischen beiden Organisationen nachhaltig zu fördern.

 So wurde dieser Ausbildungstag auch von beiden Vertretern entsprechend eröffnet. Hierbei wurde von allen Seiten die enge Zusammenarbeit zwischen NASU und Wildhut hervorgehoben.

 Neben der Jagdinspektorin Nicole Imesch und Verbandspräsident Lorenz Hess erwarteten ca. 60 NASU-Führer und Wildhüter gespannt den Vortrag von Chris Balke.

 Chris Balke ist der einzige hauptberufliche Schweisshundeführer Deutschlands. Der Berufsjäger betreibt seit 1996 eine Schweisshundstation in Schleswig-Holstein. Derzeit führt er Hannoversche Schweisshunde und Deutsch-Drahthaar, mit denen er jährlich mehrere hundert Nachsuchen – insgesamt bereits weit über 10’000, auf Reh-, Schwarz-, Dam- und Rotwild absolviert.

 Der gebürtige Thüringer ist damit «der» ausgewiesener Experte und Praktiker auf der Wundfährte, vermutlich nicht nur im deutschsprachigen Raum.

Seinen Ruf hat er sich durch seine erstklassige Nachsuchenarbeit erworben. Chris Balke ist ein grosser Freund klarer Worte. Seine Fachvorträge sind äusserst informativ und sehr unterhaltsam.

 Hervorgehoben seien an dieser Stelle einige klare Aussagen von Chris Balke bzgl. Jagd und dem Nachsuchewesen, welche sich alle Jäger/innen immer wieder ins Gedächtnis rufen sollten.

  • Die sorgfältige Ausbildung eines Nachsuche Gespannes nimmt mindesten zwei bis drei Jahre in Anspruch
  • Verfügt Jäger/Jägerin nicht über ausreichend praktische Erfahrung ist es immer besser einen NASU-Spezialisten anzufordern. Die Erfolgschancen für eine erfolgreiche Nachsuche steigen mit dieser ersten Entscheidung bereits enorm.
  • Jäger und NASU-Führer sind es dem Tier schuldig, das richtige NASU-Gespann für die bevorstehende Arbeit einzusetzen. Niemand soll sich zu schaden dafür sein gegebenenfalls ein geeigneteres Gespann zur Hilfe zu rufen.
  • Jeder Anschuss, ohne Ausnahme, muss kontrolliert werden
  • Wir brauchen Hunde für die Nachsuche welche über ausreichend Schärfe verfügen, um das verletzte Wild zu stellen und falls möglich auch packen zu können.

Dies sind nur einige der Auszüge aus dem rhetorischen Feuerwerk des Chris Balke.

Zum Abschluss bedankten sich die Jagdinspektorin Nicole Imesch und der BEJV-Präsident Lorenz Hess bei der NASU-Organisation, den NASU-Führern für ihr grosses Engagement und natürlich bei Chris Balke. NASU-Chef Heinz Trutmann betonte, mit optimistischem Blick in die Zukunft, erneut die gute Zusammenarbeit zwischen Wildhut/NASU.

Sylvio Svensson
Medienkommission BEJV